Dezentral oder traditionell? Klinische Studien im Vergleich
DATUM
11. November 2021
AUTOR
Kristina Weber | Product Lead
Unsere Welt ist heute vernetzter als je zuvor und diese Veränderung hat auch vor dem Gesundheitssystem nicht Halt gemacht. Die Möglichkeit, zentrenübergreifend und aus der Ferne dezentrale klinische Studien (“decentralized clinical trials” / DCTs) durchzuführen, wird unser Gesundheitssystem grundlegend verändern und ermöglicht die Lösung vieler Probleme, mit denen traditionelle klinische Studien aktuell noch zu kämpfen haben. Welche Vorteile bieten dezentrale klinische Studien gegenüber dem traditionellen Studienansatz? Wir haben den Vergleich gemacht.
Herausforderungen traditioneller klinischer Studien
In traditionellen klinischen Studien stellen laut unserer Umfrage vor allem der große Zeit- und Kostenaufwand eine Herausforderung für Unternehmen dar. Als weitere Hürde wurden zudem das Finden und Motivieren ausreichender geeigneter Patient:innen genannt.
Zeitmanagement
Zu einem Erfolgsfaktor einer klinischen Studie gehört nicht nur der erfolgreiche Abschluss mit aussagekräftigen Ergebnissen, sondern auch der rechtzeitige, wie im Studienplan vorhergesehene Abschluss. Tatsächlich werden 80% aller traditionellen klinischen Studien nicht rechtzeitig abgeschlossen. Bei einem Fünftel davon kommt es sogar zu Verzögerungen von mindestens sechs Monaten. Das Sprichwort „Zeit ist Geld“ wird hier für viele Unternehmen zur unangenehmen Wahrheit. Denn in der längeren Studienzeit laufen Fixkosten, wie etwa Gehälter, stetig weiter und auch der verspätete Markteintritt eines Medizin- oder Pharmaprodukts geht mit Verlusten einher.
Patientenrekrutierung
Auch das Erreichen der geplanten Patientenzahl ist häufig eine Schwierigkeit. Traditionellen klinischen Studien fehlt oft die Patientenorientierung und damit sind sie häufig wenig ansprechend für Patient:innen. Laut Deloitte wohnen 70% der Patient:innen mehr als zwei Stunden von ihrem nächsten Studienzentrum entfernt. Um diese von der Teilnahme zu überzeugen, muss oft die gebotene Aufwandsentschädigung deutlich höher ausfallen. Auch die Diversität in der Stichprobe leidet. Klinische Studien haben das Ziel, eine bestimmte Forschungsfrage zu beantworten; dies ist nur schwer möglich, wenn die Stichprobe durch ungleiche Studienerreichbarkeit verzerrt ist.
Patientenbindung
Nehmen wir an die Patientenrekrutierung war erfolgreich und eine gewisse Anzahl an Patient:innen nimmt an der Studie teil: Wie gewährleistet man am besten, dass diese nicht nur zu Beginn der Studie, sondern fortlaufend bis zum Studienabschluss motiviert bleiben? Das ist eine wichtige Frage, denn im Durchschnitt brechen 30% aller Patient:innen eine klinische Studie vorzeitig ab. Ähnliche Faktoren, die Patient:innen zur Teilnahme motivieren, halten sie auch über die Studie hinweg motiviert. Klinische Studien sind essentiell für den medizinischen Fortschritt, doch wenn eine Patientin einen einigermaßen guten Gesundheitszustand hat und eine Alternative an Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung hat, ist es für sie subjektiv nicht unbedingt wichtig, dass eine bestimmte Kondition oder ein bestimmtes Arzneimittel erforscht werden. Und daher gilt es, Patient:innen in den Mittelpunkt zu stellen und ihnen die Teilnahme so angenehm wie möglich zu machen, etwa durch das Reduzieren von vermeidbaren Fahrten in Studienzentren.
Kommunikation
Wie läuft die Verständigung zwischen allen ‚Stakeholder:innen‘ einer klinischen Studie ab? Die Kommunikation in einer klinischen Studie wird von 42% der Expert:innen für klinische Studien für die größte Herausforderung gehalten. Und sind wir ganz ehrlich: Erfolgreiche Kommunikation ist für den Studienerfolg unerlässlich und keiner kommt darum herum, sich mit diesem Thema zu befassen. Was aber geändert werden kann, ist die Effizienz, mit der der Austausch innerhalb der Studie erfolgt. Digitale Lösungen bieten eine Vielzahl an Möglichkeiten – wie zum Beispiel individuelle Benachrichtigungen oder automatische Erinnerungsmails − welche diesen Teil einer Studie deutlich erleichtern.
Vorteile dezentraler klinischer Studien
Was sind nun die konkreten Vorteile dezentraler klinischer Studien? Kurzgefasst: Dezentrale klinische Studien können helfen, all die genannten Schwierigkeiten von traditionellen klinischen Studien zu überwinden.
Zeitersparnisse
Die Mehrheit berichtet, dass dezentrale Studien schneller sind als herkömmliche Studien und man durch die Wahl einer dezentralen Studie knapp 3 Monate bis zum Studienabschluss sparen kann.
Bessere Patientenrekrutierung und -bindung
Auch für das Gewinnen geeigneter Patient:innen und die Motivation dieser, die komplette Studie mitzumachen, eignen sich dezentrale Studien bestens! So sagen 71%, dass dezentrale Studien besser für die Patientenrekrutierung sind als herkömmliche Studien und sogar 74% für die Patientenbindung.
Höhere Datenqualität
Ein oben noch nicht angesprochenes Problem von traditionellen klinischen Studien ist die mangelhafte Datenqualität, die beispielsweise durch fehlende Werte oder falsch übertragene Daten verursacht wird. In einer Deloitte-Umfrage gaben 79% der Studienteammitglieder an, dass die Datenqualität mit dezentralen Studien verbessert wurde. Durch den verstärkten Einsatz von digitalen Lösungen können typische Fehler in der Dateneingabe vermieden werden und die Datenübertragung fällt durch das automatische Einpflegen der Patientenangaben in die Studiendatenbank komplett weg.
Kosteneinsparungen
Zu guter Letzt können durch dezentrale klinische Studien bedeutende Kosteneinsparungen erzielt werden. In unser Umfrage zu Herausforderungen und Chancen klinischer Studien konnten 75% der Teilnehmer, die bereits Erfahrung mit dezentralen oder virtuellen Studien gemacht hatten, von Kosteneinsparungen berichten.
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Infografik: Dezentral oder Traditionell? Klinische Studien im Vergleich
- Welche Herausforderungen treten in traditionellen klinischen Studien auf?
- Welche Vorteile bieten dezentrale klinische Studien?
- Alles auf einen Blick: Zwei Studientypen im Vergleich