Wie kann die Telemedizin für einen breiteren Einsatz optimiert werden?

Wie kann die Telemedizin für einen breiteren Einsatz optimiert werden?

DATUM

07. Februar 2023

AUTOR

Lena | Customer Success Manager

Die Telemedizin hält unaufhaltsam Einzug in die ärztliche Betreuung und in klinische Studien. Allein in den USA hat sich die Anzahl an Online-Visiten von 840.000 im Jahr 2019 auf 52.7 Millionen im Jahr 2020 erhöht – das entspricht einem 63-fachen Anstieg. Dies bestätigt, dass die Angebote der Fernbetreuung, die vor allem während der Pandemie einen Boom erlebten, von Patient:innen gut angenommen werden. Die Vorteile liegen auf der Hand: Der logistische Aufwand für das medizinische Fachpersonal wird durch weniger Vor-Ort-Termine reduziert und Menschen aus entlegenen Regionen können stärker eingebunden werden. Zudem müssen Patient:innen seltener zur Praxis oder zum Studienzentrum fahren, wodurch sich ihre Anfahrtskosten und -zeiten verringern.

Allerdings bringt der Einsatz der Telemedizin einige Herausforderungen mit sich: Einerseits erwarten Patient:innen, dass die Qualität der virtuellen Versorgung per Telemedizin denen einer persönlichen Visite vor Ort entspricht. Andererseits fehlt es an einem einheitlichen, umfassenden Regelwerk, sodass sich Vorschriften häufig ändern und Abrechnungspraktiken variieren. Ein konsequentes und homogenes Angebot ist unter diesen Umständen nur schwer umzusetzen. Wie also lässt sich die Telemedizin für ein breiteres Einsatzgebiet optimieren und gleichzeitig wirtschaftlich rentabel halten? In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen drei Wege, wie Sie den Einsatz der Telemedizin in Ihren Studien erweitern können.

 3 Wege, um einen breiteren Einsatz der Telemedizin zu ermöglichen:

1) Mit einem einheitlichen Regelwerk das gesamte Potenzial der Telemedizin ausschöpfen

2) Datenschutzbedenken mit Aufklärung und Informationskampagnen entgegenwirken

3) Mit gezieltem Training die Effizienz von Telemedizin steigern 

1) Mit einem einheitlichen Regelwerk das gesamte Potenzial der Telemedizin ausschöpfen

Auch wenn telemedizinische Angebote wie die Videosprechstunde durchaus breit angenommen werden, fehlt es noch immer an einem einheitlichen Rahmen. Zwar wurde der Telemedizin in Deutschland mit dem Inkrafttreten des E-Health-Gesetzes 2015 ein legislatives Dach gegeben. Doch dabei handelt es sich nicht um ein in sich geschlossenes Gesetz, sondern um unterschiedliche regulatorische Grundlagen, die nicht tiefgehend und allumfassend aufeinander abgestimmt sind. Dadurch werden der Telemedizin Grenzen gesetzt. Die Videosprechstunde kann deshalb beispielsweise lediglich als begleitende Behandlung für Bestandspatient:innen angeboten werden.

Dies führt bei Stakeholdern und Patient:innen zu Verunsicherungen, sofern nicht eindeutig geregelt ist, welche E-Health-Dienstleistungen über die Videosprechstunde hinaus in Anspruch genommen werden dürfen und wie deren Abrechnung erfolgen soll. Daher sollten sich Expert:innen der Regierung und aus dem Gesundheitssektor auf einen Standard einigen, der sich gut auf die einzelnen Aspekte der Telemedizin wie Ferndiagnose, elektronischer Datentransfer oder digitale Tools zur Datenerhebung übertragen lässt und zügige Anpassungen des E-Health-Gesetzes erlaubt.

2) Datenschutzbedenken mit Aufklärung und Informationskampagnen entgegenwirken

Ein zentraler Baustein für ein erfolgreiches telemedizinisches Angebot ist die effiziente und sichere Sammlung, Verarbeitung und der Austausch patientenbezogener Gesundheitsdaten. Diese sensiblen, medizinischen Daten unterliegen einem besonderen Schutz. Telemedizinische Assistenzsysteme sollten daher in ihrer Gestaltung großen Wert auf Sicherheits-, Haftungs- und Datenschutzaspekte legen. Zudem lässt sich die Sicherheit der Daten durch eine gezielte Förderung zugrundeliegender Technologien sowie den Austausch veralteter Infrastruktur in den Praxen erhöhen. So können die Daten anonymisiert auf externen, durch ID und Passwort gesicherten Webservern gespeichert werden. Die Versendung sicherer Webmails von Webservern, die von vertrauenswürdigen Anbietern gehostet werden, erhöht den Datenschutz zusätzlich. So wird das Vertrauen in die Telemedizin nachhaltig gestärkt.

Zudem ist es wichtig, der Verunsicherung bei Patient:innen durch eine aktive Ansprache und Informationskampagne entgegenzuwirken. So lassen sich Fragen rund um die Televisite, den Datenschutz oder den Einsatz bestimmter digitaler Tools, z.B. über soziale Medien, zeitnah und zügig vor und während der Studiendurchführung beantworten. Auch der Entscheidungsprozess der Patient:innen, beispielsweise in Bezug auf eine Studienteilnahme, kann durch E-Consent-Tools unterstützt werden und Bedenken ausräumen. Eine beständige und konsistente Kommunikation nimmt Ängste, senkt Hemmschwellen und erhöht die Patientenbindung. Gestärkt wirkt die Relevanz von Telemedizin auch in den neuesten Umfrageergebnissen von Climedo und Trialflow: Dort haben 33% der befragten Sponsoren und Studienzentren angegeben, dass sie bereits Telemedizin-Lösungen einsetzen.

Umfrageergebnisse: Patientenorientiert und digital – die Zukunft der klinischen Studie

Im Herbst 2022 führten wir gemeinsam mit Trialflow eine Umfrage zur Zukunft von dezentralen und digitalen Elementen in klinischen Studien durch. 46 Personen aus den Bereichen CRO, MedTech, Prüfzentren und Pharma beantworteten Fragen zu folgenden Themen:

  • Status quo
  • Aktuelle Herausforderungen
  • Blick in die Zukunft klinischer Studien

3) Mit gezieltem Training die Effizienz von Telemedizin steigern

In vielen Bereichen ist die Telemedizin aus einer Notwendigkeit heraus entstanden. Daher fühlt sich ein erheblicher Teil des medizinischen Personals noch unsicher beim Umgang mit digitalen Tools. Hier gilt es, Berührungsängste abzubauen und die Feinheiten und Verbesserungen in Bezug auf das telemedizinische Angebot praxisnah umzusetzen. Wie auch Patient:innen haben Ärzt:innen und medizinisches Personal teilweise Bedenken hinsichtlich Sicherheit und Datenschutz, sodass sie in manchen Fällen Vorbehalte gegenüber dem Einsatz hegen. Anbieter sollten hier verstärkt Aufklärungsarbeit betreiben.

Gezielte Schulungsangebote und der vereinfachte Zugang zu Trainingsressourcen für das medizinische Personal helfen dabei, schneller Routine in den Tätigkeiten rund um die Telemedizin zu erlangen. Je selbstsicherer und besser sie auch bei der Beantwortung von Fragen in Bezug auf Vorschriften und Kostenerstattung helfen können, desto eher bleiben Studienteilnehmer:innen langfristig motiviert. Zudem verbessern sich nicht nur die eigenen Fähigkeiten der Mediziner:innen, sondern auch die virtuelle Gesundheitsfürsorge und schlussendlich die Betreuungsqualität für Patient:innen.

Fazit: Telemedizin lässt sich mit gezielten Maßnahmen in Bezug auf Aufklärung und Förderung für einen breiteren Einsatz öffnen

Die Telemedizin ist in der jetzigen Form noch nicht für alle Gruppen geeignet. Misstrauen gegenüber der Technologie sowohl bei Patient:innen als auch dem medizinischen Personal sowie die fehlende digitale Infrastruktur hemmen den breiten Einsatz gerade in strukturschwachen Gegenden.

Dennoch bietet die Telemedizin ein großes Potenzial, Menschen und Gemeinschaften zu erreichen, die bisher nur minimalen oder gar keinen Zugang zur Gesundheitsfürsorge hatten. Die Videosprechstunde kann z.B. gerade in den Fachgebieten eine Entlastung schaffen, bei denen die Patient:innen lange auf einen Facharzttermin warten müssen. Der vereinfachte Zugang steigert zugleich auch die Motivation der Patient:innen, überhaupt an einer Studie teilzunehmen.

Es zeigt sich, dass insbesondere virtuelle Studien mit Telemedizin hohe Rekrutierungsraten und niedrige Abbruchquoten aufweisen. Mit Unterstützung der Telemedizin können sie auch zügiger durchgeführt werden. Zwar bedarf die Telemedizin einer noch höheren Akzeptanz und stärkeren Verbreitung, doch mit gezielten Maßnahmen zur Technologieförderung, Aufklärung aller Stakeholder und erleichtertem Zugang zu Schulungsangeboten lässt sich dies mittelfristig erreichen.

Möchten auch Sie Telemedizin in Ihrer nächsten klinischen Studie einsetzen? Wir unterstützen Sie dabei mit unseren Schnittstellen innerhalb der Climedo-Plattform. Sprechen Sie uns einfach an oder vereinbaren Sie jetzt unverbindlich eine persönliche Software-Demo.

Lena | Customer Success Manager

Lena | Customer Success Manager

Für die Gesundheitsbranche begeistert Sie sich schon seit dem Studium und hat bei Ihrer Arbeit im Uniklinikum direkt miterlebt, wie groß der Bedarf für Digitalisierung im Gesundheitswesen ist. In Ihrer Freizeit ist Tanzen eine Ihrer größten Leidenschaften.

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